Die Rückkehr des Prinzen. Vladimir Malakhov tanzt wieder in Berlin.

Er ist wieder da. Zwei Jahre nach seinem wahrlich unfreiwilligen Abschied vom Staatsballett meldet sich der Startänzer Vladimir Malakhov zurück. Er zeigt dem Berliner Publikum eine Neuauflage seiner erfolgreichen Show Malakhov & Friends. Bereits zu seiner Zeit als Intendant des Staatsballetts war sie ein Riesenerfolg.

 

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Diesmal wird die Show allerdings nicht auf einer der Bühnen stattfinden, die das Staatsballett bespielt, sondern im Admiralspalast, auf einem neutralen Territorium sozusagen. Und Vladimir Malakhov hat nun, als freischaffender Künstler, viel mehr mit der Organisation der Gala zu tun, als zu seiner Zeit beim Staatsballett. Aber selbst ist der Mann. Malakhov hat (wieder einmal) jede Menge Ballettstars für sein Projekt gewonnen. Darunter der alterslose Paradiesvogel Diana Vishneva, die charismatische Lucia Lacarra von der Bayerischen Staatsoper und – zur Freude aller Berliner Ballettfans – Rainer Krenstetter. Der Tänzer hat seine Karriere beim Staatsballett unter Malakhovs Leitung begonnen. Heute ist er der gefeierte Erste Solotänzer beim Miami City Ballet und wird in den USA als der kommende große Balanchine-Tänzer gehandelt. 

Aber auch Vladimir Malakhov selbst wird wieder auftreten. Genauer, wieder in Berlin auftreten. Denn aufgehört zu tanzen – das hat er natürlich nicht: Ich habe die ganze Zeit getanzt – im Mariinski Theater in Sankt Petersburg etwa und bin auch sonst aufgetreten, wenn sich Gelegenheit ergab. Natürlich arbeite ich jetzt mehr als Lehrer, helfe beim Einstudieren. Aber ich wurde andauernd gefragt, wann ich endlich in Berlin auftreten werde. Also habe ich beschlossen, den Taglioni-Wettbewerb für Nachwuchstänzer, den ich letztes Jahr ins Leben gerufen habe, zu verschieben. Stattdessen lasse ich Malakhov & Friends wieder aufleben.

Gerne hätte Vladimir Malakhov etwas Neues für die Gala einstudiert – denn Choreografen überschütten ihn nach wie vor mit Angeboten.

Doch die Zeit war knapp und so wird Vladimir Malakhov bei seinem Berliner Comeback das Tanzen, womit er sich einst von Berlin verabschiedete. Ein tragikomisches und rührendes Pas de Deux The old Man an me. An seine Seite – der Weltstar Diana Vischneva – Malakhovs legendäre Partnerin aus glorreichen Zeiten an der Staatsoper Unter den Linden, als sein Wirken vor knapp 15 Jahren in Berlin begann. Mit dem Staatsballett von heute hat Malakhov allerdings nichts mehr zu tun: Ich war dort, als die Bajadere wiederaufgenommen wurde und als Beatrice Knopp ihren Abschied gefeiert hatte. Sonst gehe ich nicht hin. Ich will kein Gerede… Auf der anderen Seite bekomme ich auch keine Einladungen zu Premieren oder so. Ich sehe, was los ist, zu manchen Tänzern habe ich Kontakt…

Momentan ist eine von Malakhovs Aufgaben, dem Tokio Ballett als künstlerischer Berater den klassischen Schliff zu verleihen: Das Corps der Ballett dort ist perfekt! Man kann die japanischen Tänzer kaum kritisieren – sie sind wunderbar. Aber etwas fehlt. Wir sind gewohnt mehr Emotionen im klassischen Ballett zu sehen. Daher muss man ihnen alles erklären – wie man die Augen bewegt, wie man „Leb wohl“ mit den plastischen Mitteln ausdruckt, wie man einen Kuss schickt, wie man „Ich liebe dich“ sagt… Das ist viel Arbeit, die aber zu guten Ergebnissen führt.

Nach acht Monaten in Japan fliegt Malakhov inzwischen nach Tokio nur noch bei Bedarf. Liegt es doch ein wenig zu weit weg von den Ballett-Epizentren. Von den Bühnen, die er wie sein Zuhause kennt. Auch Malakhovs Berliner Wohnung ist nach wie vor der Dreh- und Angelpunkt seines Lebens. Hier liegen seine Koffer rund um das riesige Bett mit roter Decke. Hier hängen Zeichnungen von Ballettkostümen an den Wänden – eine beachtliche Sammlung aus der Zeit der legendären Ballets Russes. In den Vitrinen tänzeln unzählige Porzellanfiguren. Vielleicht gesellt sich demnächst noch eine dazu. Die Porzellanmanufaktur KPM plant eine Malakhov-Figur zu kreieren. Nur über die Gestalt sind sich der Ballettstar und die Designer noch nicht einig. Logisch wäre eigentlich ein Siegfried – der Prinz aus dem Ballett Schwanensee, der Prinz aller Prinzen. Malakhov hat die Rolle in 23 verschiedenen Versionen getanzt. Es liegt also nah, dass er sich nun auch selbst an einer eigenen Fassung von Schwanensee versucht. In der kommenden Saison soll das Ballett in Zagreb am kroatischen Nationaltheater gezeigt werden: Ich bin der Tänzer, der weltweit die meisten Versionen des Schwanensees getanzt hat. In jeder Inszenierung gab es etwas was ich mochte oder auch nicht. Ich will nun eine Version schaffen, die alle mögen werden. Aber ohne Happy End! Schwanensee ist eine Tragödie!

 

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Für Vladimir Malakhov selbst scheint die Geschichte eine glückliche Wendung genommen zu haben. Seitdem er nur zum Spaß tanzt, hat er keine Schmerzen mehr. Er wirkt zuversichtlich, aufgeräumt, so gelassen, dass selbst die Frage nach eine hypothetischen Rückkehr zum Staatsballett keine Emotionen, sondern ein Schulterzucken hervorruft. Mal sehen, sagt er, die Zeit wird’s zeigen.

Zum Radiobeitrag im Kulturradio, rbb

Malakhov & Friends am 2. und 3. September im Admiralspalast