Die Berlin Fashion Week ist vielleicht nicht so international-glamourös wie die Modeschauen in Paris oder Mailand, aber die Veranstalter machen aus diesem Manko eine Tugend – und besinnen sich auf ihre Identität – deutsche Mode. Aber was macht deutsches Modedesing aus? Ein klärendes Gespräch aus dem Pop-Up-Shop im KaDeWe mit einem, der es wissen sollte: Marcus Kurz, Mitinitiatior des Berliner Mode Salons.
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Die Deutschen haben es ganz schön bunt im Schlafzimmer… Zumindest, wenn man nach den farbenprächtigen filigran gemusterten Pyjamas des Münchener Labels Horror Vacui urteilt. Die Deutschen lieben vermooste Wälder – darauf lässt die aktuell populäre
Farbe Tannengrün schließen. Die Deutschen sind vom gradlinigem Charakter – das bezeugen klare schnörkellose Schnitte.
"Man kann es nicht einordnen, die deutsche Mode. Aus Sicht eines Franzosen sowieso nicht, der würde sagen: die Deutschen machen Mode?… Das wäre neu… ", sagt ein wenig zerknirscht Marcus Kurz.
Vor einem Jahr hat er gemeinsam mit der Chefin der deutschen Vogue, Christane Arp, den Berliner Mode Salon ins Leben gerufen. Heute ist der Berliner Modesalon ein fester Bestandteil der Fashion Week. Sein Ziel – Aufklärung in Sachen deutsche Mode.
Marcus Kurz: "Wir sind keine Messe. Wir sind ein Konglomerat an Designern, die den Namen der Stadt dazu nutzen, uns einfach national, international relevanter zu positionieren oder zu kommunizieren."
Und das im spätklassizistischen Ambiente des Kronprinzenpalais, wo geladenes Fachpublikum die Creme de la Creme des Fashion made in Germany treffen kann. Die Auswahl ist handverlesen – 40 Labels.
Darunter Mykita – ein Sonnenbrillen-Produzent, der seinen internationalen Durchbruch auf der Nase von Carrie Bradshow aus der Serie Sex and the City hatte.
Der Berliner Mode Salon scheut sich aber auch nicht auf Black Horses zu setzen – unbekannte Kandidaten, die das Zeug zur großen Entdeckung haben.
Wie Nobieh Talaei. Die junge Berlinerin mit iranischen Wurzeln zeigte vor einem halben Jahr ihre erste Kollektion im Rahmen des Berliner Mode Salons. Und nun wird sie als das beste junge Designtalent in der Kategorie Womenswear auf der renommierten Premium-Modemesse gefeiert.
Groß rauskommen – der Berliner Mode Salon will diesen Traum den deutschen Designern erfüllen – mit einem Pop-Up-Store während der Fashion Week im KaDeWe.
Zwischen mintgrünen Tapeten und stuckverzierten Säulen hängen im Atrium des Kaufhauses puderfarbene Kaschmirpullis, königsblaue Glockenröcke und blümchenbestickte Jacken, die an ungarische Trachten erinnern. Statt bunt gescheckt sind sie aber in Pastelltönen gehalten. Bonbonfarben – die Handtaschen made in Hamburg. Dickes Leder, bauchige Form – als Schulranzen prima. Doch Marcus Kurz hält große Stücke auf sie.
Marcus Kurz: "Ich finde handwerklich Stiebich und Rieth- Taschen toll. Da kann man sich schon fragen – brauche ich noch eine Hermes Tasche? Oder soll ich vielleicht in die eigenen Reihen gucken, was hier an Qualität und Stilistik geboten wird… Ich finde, dass sie ein schönes zurückhaltendes Design haben, was vielleicht ein bisschen deutsch ist und sie überzeugen mit ihrer Schlichtheit und Qualität, die man auf die Entfernung schon sieht."
Marcus Kurz überblickt den Pop-Up-Store des Berliner Modesalons mit spürbarer Begeisterung.
Marcus Kurz: "Wir haben Designer, die sind sehr farbenfroh, Antonia Zander zum Beispiel mit ihrer Strickkollektion. Isabelle de Hillerin dagegen ist sehr stark in schwarz und weiß, aber überzeugt auch durch tolle Silhouetten."
Die Designerin hat einen rumänischen Hintergrund. Dort lässt sie die Stoffe für ihre Kollektionen nach alten Techniken weben.
Auch bei der Schmuckdesignerin Gisa Golpira beeinflusst die spannende Familiengeschichte das Design – sie wuchs im peruanischen Regenwald als Kind deutscher Goldgräber auf. Heute verarbeitet sie Goldnuggets zu Kunststücken.
Vielleicht ist diese Besinnung auf die biografische Internationalität genau das, was die deutsche Mode ausmacht – ähnlich wie die schneidige Silhouette die italienische oder die souveräne Eleganz die französische.
Marcus Kurz: "Wenn man hier im Pop-Up-Shop im KaDeWe steht und sich umguckt, dann sind es nicht nur die Namen, die international wirken, sondern dann wird man schnell feststellen, dass man Modedesignern aus Frankreich oder Italien in keine nachsteht. Ich glaube, wir sind nur ein bisschen später dran, bei uns braucht es noch einen Moment bis der erste junge Modedesigner international auftaucht und alle sagen WOW!
Das KaDeWe zeigt bis zum 20. Februar ausgewählte Frühjahr-/Sommer-Kollektionsteile der Designer des BERLINER MODE SALONs.
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