Regenschirm – viel mehr als Regenschutz!

Der teuerste Regenschirm der Welt kostet rund 50 Tausend Dollar. Er ist aus echtem Krokodilleder gefertigt und ist ein stilechter Stockschirm. Zu kaufen gibt es einen solchen Schirm in London – wo sonst. Der Hersteller heißt verheißungsvoll Billionaire Couture. Eine italienische Marke, die keinem Geringeren als dem Formel Eins Mogul Flavio Briatore gehört. Er hält sich allerdings meist in sonnigen Regionen auf und braucht einen Regenschirm also äußerst selten. Wir Normalsterblichen werden in den nächsten Monaten kaum ohne auf die Straße gehen. Zur Einstimmung habe ich das älteste Regenschirm-Geschäft Berlins besucht.


Jaqueline Brückner inspiziert einen ramponierten Taschenschirm. Spannt den blau-rot gespannten Stoff auf, fährt mit den Fingern entlang der Stäbe.
Er hat Fieberglas, Stahl an der obersten Stelle, sodass er nicht so schnell abknicken kann, aber hier sind hohle Nieten verarbeitet, die schneller brechen als Messing-Nieten, und da werden sie öfter ein kleines Problem haben.
Seit 20 Jahren verkauft Jaqueline Brückner Regenschirme in Steglitz. Schirme mit einem James Dean Konterfei drauf, mit Rüschen und Spitze, mit Öffnungsautomatik und mit UV-Schutz. Riesige Portierschirme und quadratische Pagodenschirme. Mit Glitzergriffen und mit Eberkopf-Knäufen. Das Einzige, was Frau Brückner nicht in dicht gestopften Regalen hat, sind
 „diese Regenbogenschirme, fragen Leute immer wieder, aber ich kann mich nicht überwinden, die zu verkaufen. Die sind Fernost-Import, wobei nun alles Fernostimporte ist, aber die sind so empfindlich. Ich habe einmal gemacht und wurde soviel reklamiert. Muss ich mir und meinen Kunden nicht antun.“
Jaqueline Brückner hat einen Ruf zu wahren. Zwar hat die gebürtige Babelsbergerin das Uhrmacher-Handwerk gelernt. Aber die Regenschirme – das hat große blonde Frau in den Genen.
„Mein Opa hat schon 1918 seinen Meister gemacht, dann hat er nach dem Krieg einen Betrieb aufgebaut. Seine Eltern schon haben in Hinterzimmer Regenschirme gemacht.“
Kurz nach der Wende hat Jaqueline Brückners Onkel das älteste Schirmgeschäft Berlins in der Kieler Straße übernommen. Gegründet 1908.
Im Hinterzimmer, in der Werkstatt, hat Jaqueline Brückner immer noch alte Maschinen im Betrieb.
„Das ist wirklich alt… manche Sachen muss man anschleifen…. Jetzt haben wa die Stange gekürzt, abgerundet, so dass der Schirm keine kaputte Ecke mehr hat“
Mit den Reparaturen kommt Jaqueline Brückner kaum hinterher.
„Ich habe viele Kunden, die sich mal ein Andenken mitgebracht haben, meinetwegen aus Australien, wo Schildkröten, Kängurus drauf sind, die sind nicht teuer, aber die kommen wahrscheinlich nie wieder dahin und die lassen immer reparieren. Oder habe Kundinnen, die haben einen Mantel und da passt nur eine bestimmte Farbe und die gab´s nun mal in der Drogerie und den lassen sie immer wieder reparieren…“
Die Regenschirme, die Jaqueline Brückner die Liebsten und Teuersten sind, stehen ganz oben im Regal und sind richtig alt. Sie zeigt auf einen Stockschirm in altrosa.
„Das ist ganz alter Schirm für Deutsche Oper, My fair Lady, aus Gardinen.“
Daneben – ein ganzer Strauß Regenschirme mit verblassten Rosen-Motiven
„Das ist eine Webart-  richtig Brokat, der Schirm ist Achtzehn hundert…. Keine Ahnung irgendwann. Zu der Zeit liefen sie mit dem Schirm sowieso. Das gehörte dazu.“
Schwer sind diese alten Schirme – um 1800 wogen sie an die 10 Pfund. Und schützten vorrangig gegen Sonnenstrahlen. Umbrella – der kleine Schatten, nannte der Latein-Bewandte Brite Jonas Hanway seine Erfindung. Erst Mitte 19 Jahrhundert wurde der Schirm zum Pflichtattribut für Ladies and Gentlemen weltweit. Ob als unauffällige Gehhilfe betagter Stockschirmträger oder als Damentäschchen kompatibler Miniknirps. Den Regenschirm kann man schon mal vergessen – verzichten kann man auf ihn nicht. In letzter Zeit, erzählt die Jaqueline Brückner, wacht auch die alte Mode der piekfeinen britischen Ladys wieder auf.
„Kariert, Hahnentritt, Pepita, werden immer Mode bleiben.
Rgs10 der Trend ist auch jetzt im Herbst zu den helleren Schirmen. Man möchte auch im Herbst und im Winter  was Helleres überm Kopf haben und der Trend geht nun wirklich ins pastellige…“
Jaqueline Brückner zeigt einen bunten Schirm mit südländischen orangefarbenen Strelizienblüten, einen anderen – mit der heimischen Sonnenblume. Die neueste Generation der High-tech Regenschirme soll allerdings viel mehr können als die Stimmung aufzuhellen. Dank eingebautem Internetzugang können die Regenschirme des einundzwanzigsten Jahrhunderts Nachrichten und Musikvideos auf die Schirminnenseite projizieren. Natürlich auch die Wettervorhersage.

Übrigens, im Laden von Jaqueline Brückner wurden auch schon schwarze Riesenschirme für Bill Clintons Besuch in Berlin  gekauft. Zu finden ist SchirmSchirmer in der Kieler Str. 6 in Steglitz. Geöffnet werktags 10 bis 18.30 Uhr.

Swetlana Zacharova: Sternentanz

An ihr scheiden sich die Geister. Die Kritiker sagen, ihr Tanz sei seelenlos. Die Bewunderer umjubeln ihre Grazie und technische Perfektion. Die russische Ballerina Swetlana Zacharova gehört zu den herausragendsten – und höchstbezahlen – Tänzerinnen der Gegenwart. Als einzige russische Tänzerin trägt sie den Titel Etoile de la Scala – der Star des Mailänder Balletts.

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Hier zum Nachlesen – ein Beitrag für das Deutschlandradio Kultur:

http://www.deutschlandradiokultur.de/die-primadonna-im-kulturausschuss.1153.de.html?dram:article_id=238103

 

 

Laura Heinecke: Im Kontakt tanzen

Beim Festival Made in Potsdam zeigt die junge Tänzerin und gebürtige Potsdamerin Laura Heinecke ihre Choreografie „Invisible Roads“. Es geht um Sich-begegnen und Sich-verpassen. Zwei Menschen – Frau und Mann, laufen aneinander vorbei, heben die Arme, fallen auf den Boden, strecken Köpfe und Füße, richten sich auf, um im nächsten gemeinsamen Atemzug wieder niederzusinken. Schnell, schwungvoll, still. Die Themen von Laura Heinecke sind Vernetzung und Befremdung, nachhaltiges Handeln und bewusstes Loslassen. Das Hier und Jetzt.

 laura heinecke © Bernd Gurlt

 

 

 

Im Dialog. Der älteste russischsprachige Verein Berlins Club Dialog besteht seit 25 Jahren.

Meine Reportrage im rbb kulturradio


http://www.kulturradio.de/programm/sendungen/131105/kulturtermin_1904.html


Es begann kurz vor der Wende. Mitten in Ost-Berlin wollte eine Gruppe sowjetischer Frauen – Wissenschaftlerinnen, Dozentinnen, Gattinnen von Militärangehörigen – nicht mehr abgeschottet leben. Sie wollten Kontakte, Austausch, Integration und gründeten den "Club Dialog". Ob Sprachkurse, kunstgeschichtliche Stadtführungen, Drogenberatungsstelle, bilingualer Kindergarten, Berufsorientierungskurse oder experimentelles Theater – „Club Dialog“ hat vieles von dem, was Berlin ausmacht – nur eben auf Russisch.