Heiliges Geläut. Die Sprache der Glocken.

Nur zwischen Gründonnerstag und der Osternacht müssen die Glocken in katholischen Kirchen schweigen. Im restlichen Jahr begleitet ihr Klang das Leben der Gemeinden. Doch im Laufe der Zeit veränderte sich die Wahrnehmung des Glockengeläuts. Und so gerät auch ihre Sprache immer mehr in Vergessenheit. Eine Sendung von Vera Block

Zur Sendung im Kulturradio, rbb

„Pianist ist ein einsamer Beruf“. Der Klavierspieler Denis Kozhukhin im Porträt.

Denis Kozhukhin – dieser Name ist vielen Liebhabern der Klaviermusik inzwischen ein Begriff. Spätestens, seit dem er für Martha Argerich und Lang Lang eingesprungen war und mit der Staatskapelle unter der Leitung Daniel Barenboims überzeugte. Der Russe gilt als ein der spannendsten Künstler der jüngeren Generation. 

Zum Porträt im WDR 3 Tonart 

Schwarze Sängerinnen und die deutschen Opern.

Es war einer der größten Skandale der deutschen Operngeschichte und eine der größten Sensationen, die die Bayreuther Festspiele je hatten – im Jahr 1961 besetzte der Enkel Richard Wagners, Wieland, eine schwarze Sängerin als Venus in Tannhäuser. Damit trat er eine Diskussion über das Verständnis von Wagners Musik los, aber auch über die Offenheit des deutschen Opernbetriebs. Denn für schwarze Sängerinnen und Sänger, grundsätzlich für schwarze klassische Musiker, war es keineswegs einfach, sich in der meist weißen Welt der ernsten Musik zu etablieren.

Ein Radiobeitrag im WDR3 Tonart 

 

 

„Alles, was ich mache, hat mit Musik zu tun.“ Der Heldentenor René Kollo wird 80.

Er war Siegfried im Jahrhundertring von Patrice Chéreau und er war ein Teenie-Start. Ein weltweit umjubelter Heldentenor und ein versierter Entertainer. Ein Besuch bei René Kollo.

 

rene-kollo-foto-01-credit-hgm-press© HGM Press

Im Wohnzimmer von René Kollo hängt ein Gemälde. Das Porträt eines Clowns, der sitzend an einem Tisch lehnt. Herunterhängende Schultern, bunte Ballonhose, eine rote Kugelnase. Und kein Gesicht.

Das habe ich mal in Paris gekauft. So sehe ich aus nach dem Tristan – gesichtslos, völlig zusammengesunken, der Clown, der seine Schuldigkeit getan hat.“

Um den Tristan durchzustehen, ließ sich Kollo in den Bühnenboden kleine Wasserquellen einbauen. Ähnlich aufgebaut wie die Trinkflaschen der Rennfahrer, steckten sie im Bühnengras. So konnte der Sänger schnell daran nuckeln, bevor es weiterging. Ein Heldentenor, erklärt Kollo, ist wie ein Langstreckenläufer:

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Faire Helden. Heldenmarkt, die Messe für den nachhaltigen Konsum findet zum 7. Mal in Berlin statt.

Als 2010 in Berlin zum ersten Mal der Heldenmarkt stattfand, war das eher eine Veranstaltung für Hardcore- Umweltschützer. Inzwischen ist die Messe für den nachhaltigen Konsum eine Institution und findet in mehreren deutschen Städten statt. Eine Berliner Erfolgsgeschichte, sozusagen.

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Es begann mit einem Sneaker aus recycelten Materialien. Lovis Willenberg, ein Berliner DJ, wollte ihn unbedingt haben. Doch den Schuh zu kaufen erwies sich als Problem. Also beschloss Lovis Willenberg einen Ort zu schaffen, wo Hersteller umweltfreundlicher, nachhaltiger Produkte ihre Ware präsentieren könnten. Er nannte diesen Ort ein wenig reißerisch und sehr romantisch – den Heldenmarkt:

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Koji – ein Pilz zum würzen

Das Fermentieren von Lebensmitteln ist seit einiger Zeit ein großer Trend in Deutschland. Denn fermentierte Lebensmittel sind nicht nur lecker, sondern auch äußerst gesund – sie sind basisch, entzündungshemmend, gut für die Verdauung. Nun denkt man bei Fermentation als erstens wahrscheinlich an das urdeutsche Gericht Sauerkraut. In Asien, vor allem in Japan, fermentiert man mit Vorliebe Reis. Das dabei entstehende Produkt spielt in der gesunden asiatischen Küche eine enorm wichtige Rolle. Es heißt Koji. Und der junger Berliner Markus Shimizu gehört zu den ersten, die das geheimnisvolle Koji auch in Deutschland herstellen und vertreiben. Ein Besuch in der Werkstatt.

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Markus Schimizu steht auf einem Hocker vor dem Arbeitstisch, auf dem drei Edelstahltröge nebeneinander stehen. Darin – klumpige Reismasse, in einem ist sie fast weiß, im anderen gräulich, im dritten rötlich. In der kleinen Werkstatt unweit vom Berliner Hauptbahnhof riecht es leicht nussig und süßlich nach Champignons und leichter Säure. Markus Schimizu steht vorgebeugt und rührt mit beiden Händen in den Trögen. 

"Koji ist fermentierter Reis. Er wird mit Pilzsporen vermischt und wie Hefeteig angesetzt und bei bestimmter Temperatur und Feuchtigkeit fermentiert er und produziert dabei ganz viele Enzyme. Ich habe gerade Kojireis fermentiert, und Koji wächst und wird dabei klumpig und den entklumpe ich jetzt. Das ist eine ganze Menge und da steht man eine Weile, um das zu entbröseln." 

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Können Mathe-Aufgaben diskriminierend sein? Über Vorurteile in Schulbüchern.

 

„Schule soll Vielfalt als Normalität und Potenzial für alle wahrnehmen und bewusst gegen Rassismus und Diskriminierung eintreten“, lautete die Empfehlung der Kultusministerkonferenz 1996. Es wurde gefordert, Lehr- und Lernmaterialien darauf zu prüfen, ob sie die Heterogenität einer modernen bunten Gesellschaft berücksichtigen. Doch seitdem hat sich kaum was getan. Nach wie vor vermitteln viele Schulbücher eine Realität, in der Mädchen Erzieherinnen und Jungen Baggerfahren werden, es keine Kopftücher und Rollstühle gibt und eine glückliche Familie aus Mama und Papa besteht. Wie prägen diese Bilder die Schulkinder und warum es so schwer ist, die diskriminierenden Weltbilder aus den Schulbüchern zu verbannen?

Erstausstrahlung 11.09.2017, Kulturradio RBB. Dauer 25 Minuten

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https://www.kulturradio.de/programm/schema/sendungen/kulturtermin/archiv/20170911_1904.html

Großes Kino groß in Mode. Berlin Fashion Film Festival zeigt Trends der Modebranche.

Fashion-Filme sind Visitenkarten der Modeunternehmen. Aber sie zeigen mehr als neueste Kollektionen: Sie vermitteln Ideen zur Selbstdarstellung und Selbstgestaltung. Am Donnerstag beginnt in Berlin das Fashion Film Festival.

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Fashion-Filme sind die Musikvideos von heute – wird Frank Funke, der Gründer des Berlin Fashion Film Festivals (BFFF) gerne zitiert. So wie früher die Musiksender ganze Generationen in Stil und Haltung prägten, tun es heute die Fashion-Filme. Ihr Einfluss ist so groß, dass es inzwischen mehrere Fashion-Film-Festivals weltweit gibt. Das Berlin Fashion Film Festival gilt als eines der einflussreichsten. Seit 2012 kommen in Berlin im Juni Filmleute, Werbeprofis und Modemacher zusammen, um neue Trends auszuloten, Ideen auszutauschen und im Wettbewerb, an dem mehrere hundert Kurzfilme teilnehmen, die besten zu wählen.

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„Deutsche Bratwurst ist langweilig“. Zu Besuch beim Berliner Metzger Simon Ellery.

Der Sommer ist da. Die Grillsaison ist eröffnet. Bratwürste für alle! Die Bratwurst ist in der letzten Zeit zu einem absoluten Trendprodukt aufgestiegen. Und Wurstproduzenten zu Stars der Food-Szene. Einer von ihnen – Simon Ellery.

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Der gebürtige Neuseeländer ist zwar deutscher Fleischermeister, weiß aber seinen Produkten einen herzhaften angelsächsischen Touch zu verpassen. Produziert wird in den Hinterräumen einer kleinen Metzgerei in Berlin Prenzlauer Berg. Simon Ellery trägt eine bodenlange Schürze und Gummistiefel, in denen er beeindruckend elegant über dem nassen Boden gleitet: Vom Räucherofen zum Kühlraum, dann zum Arbeitstisch, das Filetiermesser wetzen und ran den Speck, im wahrsten Sinne des Wortes – Simon Ellery macht gerade Bacon.

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Weiß, schwarz, bunt. Über Vielfalt auf deutschen Tanzbühnen.

Tanz gilt als eine universelle Kunstsprache, die keine Grenzen kennt. Wer allerdings in diesem Metier erfolgreich sein will, muss Hürden nehmen: Eine Ballerina hat blass zu sein, ein Tänzer athletisch, ein Körper – makellos. Künstlern, deren Alter oder Hautfarbe von diesem Ideal abweichen, war eine Karriere vor allem im klassischen Ballett lange verwehrt.

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Aber Zeiten ändern sich. Ältere Tänzer, Tänzerinnen mit Handicaps, mit ungewohntem Aussehen erobern die Bühne. In New York und Amsterdam tanzen inzwischen Schwarze Partien, die früher Weißen vorbehalten waren.  Doch welche Vielfalt ist im deutschen Tanztheater möglich? Vera Block geht dieser Frage am Beispiel Berlins nach.

Erstausstrahlung 18.05.2017 im Kulturradio vom RBB

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https://www.kulturradio.de/programm/schema/sendungen/kulturtermin/archiv/20170518_1904.html

State of Design Berlin 2017: Gestaltung zwischen Theorie, Praxis und Nachhaltigkeit.

So wie Februar in Berlin die Berlinale-Zeit ist, ist Ende Mai – Anfang Juni die Zeit für Design. DMY – das Design-Event zieht zu dieser Jahreszeit kreative Gestalter aus der ganzen Welt an. Nur nicht dieses Jahr. Das DMY genehmigt sich eine Kreativpause. In die Bresche ist aber ein anderes Event gesprungen, das bereits letztes Jahr stattfand und nun konkurrenzlos die Aufmerksamkeit auf sich ziehen kann. State of Design Berlin lädt zu einer Ausstellung, Diskussionen und spannenden Begegnungen.

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"Wir wollen aufzeigen, dass Design ist ein Prozess, betrifft uns alle,“

sagt Alexandra Klatt, die Mitorganisatorin des Festivals. Sie überblickt die weißgeflieste Halle des Vollgutlagers der ehemaligen Kindl Brauerei in Neukölln. Eine der IN Locations in Berlin und der Austragungsort von State of Design Berlin. Letztes Jahr war das noch eine Konferenz mit kleineren Veranstaltungen an diversen Orten der Stadt. Nun sollen vier Tage lang auf zwei Ebenen aktuelle Trends und richtungsweisende Erkenntnisse in Sachen Design präsentiert werden:

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Von Brotlaiben und Bäckerseelen.

Brot, eigentlich ein Grundnahrungsmittel, erlebt in den letzten Jahren eine Art Wiederentdeckung. Nachdem es lange Zeit einfach eine essbare Unterlage für Wurst, Käse und Marmelade war, wird Brotgenuss heutzutage regelrecht zelebriert. Auch das Handwerk des Bäckers gewinnt wieder an Ansehen und Attraktivität.

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Entweder man hat das im Blut, oder man hat's nicht im Blut. Bäcker ist ein Beruf, der auch ein Stück Berufung ist“, sagt Michael Wittmaack. Der Produktionsleiter in der Berliner Bio-Bäckerei Beumer und Lutum spricht aus Erfahrung. Er ist Bäckermeister mit ein paar Jahrzehnten Berufserfahrung. Und weiß: in jedem Leib Brot steckt auch die Seele des Bäckers: „Man will ein Produkt entwickeln, das ein anderer Mensch kauft und auch verzehrt und was dem auch schmeckt. Was denn anderen Menschen halt Freude macht, das glaube ich wirklich“.

Als Michael Wittmaack anfing, musste man noch 50-Kilo Mehlsäcke auf dem Rücken in die Backstube schleppen.

 

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„Es gibt entweder den Schrecken oder die Schönheit. Nichts dazwischen“. Mia Florentine Weiß über ihre neue Ausstellung MEMENTO MORI

Es gibt entweder den Schrecken oder die Schönheit. Nichts dazwischen“, sagt die Performance-Künstlerin Mia Florentine Weiß und meint damit ihre Ausstellung MEMENTO MORI. Darin verbindet sie ihre ganz persönlichen Erfahrungen, ihren nackten Körper und ihre unruhigen Gedanken mit den Gegenständen, die den heutigen Alltag vielerorts bestimmen – Waffen, Stacheldraht, Gitter. Ein Besuch im Atelier der Extrem-Künstlerin.
 

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Die Gebärmutter von Mia Florentine Weiß hat eine Anomalie. Sie ist nicht symmetrisch. Die Künstlerin zeigt auf ein Bild aus Neonleuchten, das in einer dunklen Ecke ihres Ateliers hängt. Aus der Ferne erinnert es an einen Stierschädel. Doch es ist ein Uterus. Ihr Uterus. Ur-Uterus, wie Mia Florentine Weiß das Werk nennt.

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Strudelka: Ein Schmähbericht über den Besuch im „original Wiener Strudelcafé“ im Wedding.

Wenn ein Café sich Strudelka in Anlehnung an das legendäre Hawelka in Wien nennt, könnte man vermuten, die Café-Betreiber würden zumindest einen Versuch unternehmen, dem Original in irgendeiner Weise Tribut zu zollen. Zumal Strudelka sich auf der Internetseite als das „original Wiener Strudelcafé“ vorstellt.

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Nun, ist das Hawelka im 1. Wiener Bezirk ein schummriges Lokal, mit dunklem Holz und runden Bistro-Tischen mit weißen Marmorplatten, an den Wänden hängen dort Plakate alter Filmklassiker und die Besucher stecken ihre Nasen in Tageszeitungen. Strudelka befindet sich in Berlin-Wedding in der Sparrstraße. Aber das ist nicht das Problem.

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Guilty Pleasures: Der Fotografin Odeta Catana zeigen Menschen ihre geheimen Laster.

Jeder von uns hat eine heimliche Leidenschaft. Und es wäre uns vielleicht gar nicht recht, wenn jemand dahinter käme, denn manch ein persönliches Vergnügen könnte ein wenig peinlich sein… Doch die rumänische Fotografin Odeta Catana hat es geschafft, Menschen und ihre Laster zu porträtieren. Die Serie wurde weltweit gefeiert. Nun sind die Bilder im Rumänischen Kulturinstitut in Berlin zu sehen.

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Eine junge nackte Frau liegt auf dem Bauch und schaut verträumt in die Ferne, in der Hand hält sie einen Fön. Unter dem Foto steht: "Ich fühle mich schlecht, wenn ich sage, ich tue das gerne. Weil ich weiß, wie verrückt das klingt." Das heimliche Laster der Frau ist: Nackt schlafen mit dem Geräusch eines Föhns.

Eine Afrikanerin, die sich dafür schämt, die bunte grelle Kleidung ihrer Heimat in Deutschland nicht öffentlich tragen zu wollen. Ein Rumäne, der leidenschaftlich gerne Streichhölzer verbrennt und bekennt: "Ich fühle mich schlecht, weil ich es mag, zuzusehen, wie die komplexesten Dinge vom Feuer aufgefressen werden."

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Ich bin eine schüchterne Person und verstecke mich lieber hinter der Kamera, gibt Odeta Catana zu.

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