null komma prosit! Berauschend nüchtern.

Es ist nicht schlecht sauer, aber die Säure ist nur so vordergründig und danach kommt so ein prickelnder sanfter Geschmack.

– Man hat erst mal den sehr weichen Kombucha-Geschmack im Mund, sehr mild. Und dann, wenn der erste Schluck die Kehle heruntergelaufen ist, dann entfaltet sich dieses Aroma von Lavendel.

– Es ist wie ein sehr feiner, sehr edler Apfelessig und ich müsste, glaube ich, nicht mal Wasser dazu trinken.

Essig trinken? Was ist da los? Na, der Getränkemarkt Nullkomma Prosit in der Markthalle IX ist los. Ich habe für COSMO das eine oder andere Gläschen gekippt.

Zum Beispiel Feral, eine dunkle, erdig-rote Flüssigkeit. Als ob sie Blut ausschenken würden – mitten in Berlin. In Wirklichkeit ist Feral ein weinartiges Getränk auf Basis von Roter Bete – das schmeckt:“

sehr besonders, sogar ein bisschen scharf, das sieht ja auch so ein bisschen aus wie so Chili Sauce von der Farbe, aber lecker. Rote Bete ist gesund, wann trinkt man schon mal so gesunden Weine?„, sagt eine ältere Dame und kauft eine Flasche.

Die Markthalle IX, eine Institution der Berliner Food-Szene, veranstaltetet schon lange Wein- und Getränkemärkte. Hat sich aber dieses Jahr zum ersten Mal getraut, komplett auf alkoholfrei zu setzen. Das Rote-Bete-Getränk gehört hier zu den richtig verrückten Produkten.

Aber auch sonst ziehen alkoholfreie Getränke die Menschen an. Schon um 12 Uhr mittags ist die Halle gefüllt mit Familien, Seniorenpärchen, Grüppchen von Mittdreißigern:

Es wird auf jeden Fall angestoßen, zugeprostet, aber eben alles alkoholfrei, es ist nicht weniger berauschend, weil die Getränke wahnsinnig spannend sind“, sagt Carina Reckers von der Markthalle IX. Unter den Ausstellenden mache ich zwei Parteien aus: die einen stehen auf Weine ohne Prozente. Die anderen – auf etwas anderes als Wein. Zum Beispiel, indem sie Wasser mit einem Schuss edlen Essig als Weinalternative anbieten. Das schmeckt zwar nett und erfrischend. Wer aber ganz klassisch vergorenen Traubensaft trinken will, wird sich damit nicht zufriedengeben. So erging es Franzi Treuer. Sie stammt aus einer rheinischen Winzerfamilie, hat sich aber in der Schwangerschaft für Alkoholfreies entschieden und vermarktet nun ihre eigenen Weißen, Roten und Roses mit dem Namen – „Iamnotwine“.

Das ist entalkoholisierter Wein. Es war mal Wein, wir bauen unsere Weine als Weine aus. Und dann entziehen wir ganz schonend per Vakuumdestillation den Alkohol“, so Franzi Treuer.

Die Nachfrage soll zwar schnell wachsen, aber in der Gastronomie ist noch nicht viel davon zu spüren. „Die Schwierigkeit ist, die Leute fragen im Restaurant nicht nach, weil es nicht auf der Karte steht. Sobald das Angebot da ist, würden die Leute es bestellen.“

Kombucha, zum Beispiel, ein fermentierter Tee, ist schon lange kein Geheimtipp mehr, wenn es um alkoholfreie Essensbegleitung geht. Inzwischen bieten viele experimentierfreudige Produzenten nicht nur komplett alkoholfreie Kombucha an, sondern auch abenteuerlustige Geschmacksrichtungen „… mit Lavendel, wir haben einen mit Rosen, mit Kirschblüten und Bienenpollen.“

Man kann also viel probieren. Aber schmeckt’s auch? Ein Pärchen nickt energisch:

„Wir haben jetzt verschiedene Sachen probiert und es gibt einige, die sind einfach nur sehr platt, aber es gibt welche, die wo man denkt: prima, super, das ist was, das kann was!

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