Dass Berlin so´ne Art Hauptstadt der experimentellen und trendigen Küche ist, weiß man schon. Aber auch was das Trinken angeht, kann die Stadt sich sehen lassen. In Berlin gibt es rund 900 Kneipen und 190 Bars – und da wird nicht nur Berliner Kindl und Berliner Weiße serviert. Eine innovative Bar-Szene, experimentelle und traditionelle Spirituosenherstellung, Kraft-Bier-Brauereien – es gibt viel zu trinken in der deutschen Hauptstadt. Es wurde also Zeit, der Trinkkultur Berlins in einem Buch zu huldigen: Liquid Berlin. Die Stadt trinkt.
Ein kleiner Einblick in die Szene
Wer ein Rezeptbuch für Cocktails erwartet, wird nicht enttäuscht. Liquid Berlin kredenzt ein paar richtig nette Rezepte für coole Drinks. Allem voran – Happy Hipster, eine Berliner Kreation auf Basis des alten Berliner Kräuterlikörs Mampe, der nach langer Zeit wieder produziert wird. Oder eine spannende Neu-Entwicklung der Berliner Weiße. Ohne dem Schuss Waldmeistersirup, dafür aber mit Kümmel und Sauerampfer-Sorbet serviert.
Man liest das und will sofort die Bar aufsuchen und bestellen. Oder ein Gericht zum Getränk nachkochen, denn einige mittel-komplizierte Rezepte, etwa für Oktopus an Kichererbsen-Creme oder Kabeljau Brandade tun diesem Buch gut, wie eine Extra-Olive einem Martini.
Begleitgerichte zu Getränken
Liquid Berlin ist kein Rezeptbuch im engen Sinne. Es gibt darin zwar neben einigen Cocktail-Ingredienten, auch für begleitende Gerichte, aber in erster Linie ist es ein Sammelsurium an Anekdoten und Geschichten rund um die Szene,die ganz gut ein Gefühl für Berlin vermitteln. Man lernt exquisite Bars mit Ledersesseln und Kristallgläsern kennen, aber auch eine schrullige Weinhandlung in Neukölln oder eine Erlebnisbar in Kreuzberg kennen.
Schummrig und schick
Liquid Berlin ist also selbst eine Art ein Cocktail aus einem Coffee Table Book zum Schmökern und einem Reiseführer. Es ist nicht zu groß – nur 200 Seiten, aber wegen der Größe nichts, was man während einer Erkundungstour in der Tasche hat. Es ist eher gut, um Anregungen zu sammeln, was man im Wedding oder in Lichtenberg trinktechnisch erleben kann.
Die Fotografien von Florian Bolk versetzen einen dabei in die richtige Stimmung. Das Buch ist eher dunkel gehalten, wie die Bars mit ihrer schummrigen Beleuchtung eben sind. Und es gibt neben Porträts und von Menschen und Cocktails auch Schnappschüsse, so richtig schöne Berlin-Bilder.
Schnappschüsse von Schnäpsen
Liquid Berlin ist eine schöne Momentaufnahme von der Berliner Bar- und Getränkeszene. Aber dieses Buch ist auch etwas für Menschen, die die Geschichte Berlins interessiert. Darin werden in kurzen unterhaltsamen Texten nicht nur die Newcomer, sondern auch echte Alt-Berliner Originale und Traditionsmanufakturen vorgestellt .
Auf jeden Fall richtet sich das Buch mehr an Entdecker und Neugierige, als an Trinktouristen, die seit einigen Jahren im Sommer Berlin überfallen und geführte Sauftouren durch Kreuzberg oder Friedrichshain buchen. Das Buch Liquid Berlin ist eher was für Menschen, die in Ruhe und gemütlich ihre Drinks zelebrieren.
"Liquid Berlin – Die Stadt trinkt" ist am 12.12.2016 im Le Schicken Verlag erschienen und kostet 24,95 Euro.