Die Eingangshalle der Neuen Nationalgalerie. Von allen Seiten – Glas und Licht. Von oben – Betondecke, dunkelgrau, schwer. Ein Raum, so groß, dass Menschen an der gegenüberliegenden Wand wie Däumlinge wirken. Genug Platz für einen Körper, sich frei zu fühlen, sich zu biegen und zu drehen. Oder auch nur still, kerzengerade dazustehen. Nicht mal einen Finger zu bewegen. Dann wieder losrennen, quer durch die Mitte, auf den Boden fallen, sich rollen, Arme und Beine wie Zirkelschenkel ausstrecken. Wieder aufstehen, die Glieder schwenken, herumwirbeln, plötzlich stecken bleiben. Bewegungslos dastehen. Sodass nur der Atem den Körper bewegt.
Atmen ist das Leitmotiv der Tanzperformance. Und ein wichtiger Bestandteil im choreografischen Werk von Anne Teresa De Keersmaeker. In ihrem neuen Stück verbindet sie Körper, die mal mehr, mal weniger heftig Luft holen, mit der Flötenmusik des italienischen Komponisten Salvatore Sciarrino.